Videos in der Lehre

Medienpädagogische Beratung zum Themenfeld
Ansprechpartner: Cäsar Künzi

Das Erstellen und Bereitstellen von Videos für die Hochschullehre eröffnen vielfältige didaktische Perspektiven. Der abwechslungsreiche Einsatz verschiedener Medienformen trägt zur Verbesserung der Lehrqualität bei und unterstützt die Studierenden in ihrem persönlichen Lern- und Reflexionsprozess.

Der Videoaufzeichnung muss deshalb eine genaue Klärung der didaktischen Ziele vorausgehen. Lerninhalte können als komprimierte Lerneinheiten (bspw. „Learning Nuggets“) zur Verfügung gestellt werden. Kurze 1 bis 5 Minuten-Videos leiten als multimediale Lernformate in eine Thematik ein oder führen durch komplexe Definitionserklärungen und integrierte Aufgaben. Lernende konzentrieren sich selbstgesteuert auf die Inhalte und bereiten sich beispielsweise auf die nächste Präsenzveranstaltung (vgl. auch unten: Methode/Konzept „Inverted (Flipped) Classroom“) oder einen Online-Austausch vor. Die Selbstlernphase fördert die Selbständigkeit in Reflexion, im Verständnis und in der Kommunikation.

Als Mitarbeiter*in der Pädagogischen Hochschule FHNW steht Ihnen die Video-Plattform SWITCHtube zur Bereitstellung von Videos zur Verfügung. Sie können dort selbstständig einen Channel eröffnen und Videos mit den benötigten Zugriffsrechten publizieren. SWITCHtube-Inhalte lassen sich mühelos in die Lernplattform Moodle (oder auch andere Webseiten) einbetten, ohne dass deren Speicherplatz belastet wird.

Sehr gerne beraten wir Sie bei der medienpädagogischen und hochschuldidaktischen Konzeption von Videos für die Hochschullehre und deren Umsetzung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Anwendungen. Cäsar Künzi ist an der Fachstelle Ihr Ansprechpartner zum Themenfeld!

Als prominentes Format ist in diesem Kontext «Inverted Classroom/Flipped Classroom» zu benennen. In diesem Veranstaltungsformat ist die reine Wissensvermittlung auf zumeist online-gestützte Lernumgebungen fokussiert (z.B. durch das Aufzeichnen von Vorlesungen oder kurze Online-Lerneinheiten). Demgegenüber wird die Präsenzzeit (webbasiert oder real) dafür genutzt, einen aktiven und kollaborativen Lernprozess zu ermöglichen. Die Fachstelle bietet hierzu Workshops mit dem Fokus an, wie Ansätze des Inverted Classroom optimal in Blended Learning-Umgebungen integriert oder als Distance Learning Setting umgesetzt werden können und wie sich dabei die Rolle des Lehrenden verändert.

Arten der Videoaufzeichnung

Wir zeigen Ihnen eine kleine Auswahl aus dem Gestaltungsspielraum für Hochschullehrende anhand der für Sie frei verfügbaren Tools und Möglichkeiten.

Lernvideo – Aufzeichnung und Bearbeitung

Didaktisch

Lernvideos sind in der Regel kürzere Lernsequenzen von bis zu 20 Minuten. Sie eignen sich insbesondere zur Vor- oder Nachbereitung sowie Wissensvermittlung in Kombination mit synchron gestalteten Terminen. Ebenso zweckdienlich sind sie, um die Diskussion, Reflexion und Vertiefung von Wissensinhalten zu fördern. Dies kann durch den oder die Lehrende/-n beispielsweise auf dem Learning Management-System (LMS) Moodle in Form einer Forendiskussion moderiert werden. Das unter den Begriffen Flipped oder Inverted Classroom bekannte didaktische Konzept eignet sich sowohl für wöchentlich stattfindende Präsenzveranstaltungen, als auch im Rahmen von weiteren Lehr-/Lernszenarien. Aus der didaktischen Einbettung lassen sich im Idealfall Hinweise auf die geeignete technische Umsetzung ableiten.

Technisch

Lernvideos lassen sich durch die angewandte technische Umsetzung (die Gewinnung und die Darstellung des Bildmaterials) unterscheiden. Neben der Videoaufzeichnung mit Kameras bieten verschiedene Softwares die Möglichkeit einer Aufzeichnung. Das kann eine Bildschirmaufnahme sein, bei der das Videosignal des Bildschirms als Ausschnitt oder gesamthaft gespeichert wird. Ebenfalls möglich ist eine Aufzeichnung einer Präsentation mit gleichzeitiger Aufnahme der Stimme oder ein Mittschnitt einer Videokonferenz. Zur weiteren Bearbeitung, oder zur Kombination mehrerer solcher Quellen sowie zur Ergänzung mit weiteren Medieninhalten kommt eine Videosoftware zur Anwendung. Videoschnittprogramme (wie z.B. Adobe Premiere, iMovie, FinalCut, etc.) orientieren sich dabei in erster Linie an der klassischen Filmproduktion. Für die Live-Produktion von Cast-Inhalten konzipierte Broadcast-Software (z.B. OBS) steht die Kombination verschiedener vorgefertigter Medieninhalte mit live generierten Inhalten sowie der Möglichkeit der Live-Weitergabe im Zentrum, wobei auch Aufzeichnungen möglich sind. Ein auf Screencasts ausgelegtes Programm (wie beispielsweise Camtasia oder auch Snag-it) verbindet die Möglichkeit Videomaterial aus unterschiedlichen Quellen, Bildschirm-/Tonaufnahmen zu kombinieren und mit grafischen Elementen anzureichern.

Beispiele

Auf dem SWITCHtube-Channel der Fachstelle Digitales Lehren und Lernen finden Sie mehrere Beispiele zu den genannten technischen Umsetzungen.

Videolectures (E-Lectures)

Didaktisch

Eine Lehrveranstaltung, die mit oder ohne Präsenz von Studierenden, oder in einem hybriden Setting, stattfindet, wird vollständig aufgezeichnet und anschliessend der gesamten Studierendengruppe zur Verfügung gestellt. Das ist speziell für diejenigen, die nicht anwesend waren, hilfreich. Das blosse Mitschneiden einer 1,5-stündigen Vorlesung sollte jedoch sehr gut begründet sein. Eine geeignetere Form als Komplett-Mitschnitte ist die Produktion sogenannter Learning Nuggets aus Teilen der Aufzeichnung. Hierbei handelt es sich um Beiträge, die maximal 20 Minuten dauern. Sie bilden in sich eine möglichst abgeschlossene inhaltliche Einheit.

Didaktisch sinnvolle Unterbrüche der Lehrveranstaltung sollten bei E-Lectures in jedem Falle eingebaut und genutzt werden, um zum Beispiel:

  • alternative Aktivitäten für nicht präsente Teilnehmende, beispielsweise als Auftrag im LMS Moodle einzubauen
  • die Nuggets mit einer Lernkontrolle (z.B. einem Quizz oder einem Test/Self-Asssessment) abzuschliessen
  • die persönliche Reflexion über das Thema und die Kontextualisierung der Information anzuregen
  • die orts- und zeitunabhängige Rezeption der kurzen Inhalte zu fördern

Weiter gilt es zu beachten, dass Folien (PPT) gut lesbar und übersichtlich gestaltet sind, sodass sie für nicht präsente Teilnehmende inhaltlich nachvollziehbar sind. Kontextinformation auf den Folien so aufbereitet sind, dass sie durch Hyperlinks oder QR-Codes abrufbar ist.

Bei Videolectures sollte auch darauf geachtet werden, dass Kamera und (Steh-)Pult sinnvoll positioniert sind und der Bewegungskreis der Referent*in entsprechend dem Aufzeichnungsradius der Kamera gewählt wird.

Technisch

Für die Aufzeichnung einer ganzen Lehrveranstaltung, die eventuell auch mit präsenten Teilnehmer*innen stattfindet, muss eine qualitativ hochwertige Infrastruktur und entsprechendes technische Equipment zur Verfügung stehen: Kamera(s), Stativ, Aufnahmegerät mit Software, Dozierenden- und Raummikrofon, Verkabelungen etc. Der Lecture Recording Raum am Campus Brugg-Windisch bietet die entsprechende Infrastruktur fix installiert. In Kürze stehen für die in der Hochschullehre tätigen Personen am Campus Brugg-Windisch und Campus Muttenz entsprechende mobile Systeme zur Ausleihe zur Verfügung.

Beispiele

  • Vorlesungsaufzeichnungen von Wolfgang Widulle, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW (ohne Teilnehmende vor Ort)
  • Open Video-Lectures der TIB Hannover (ohne Teilnehmende vor Ort)
  • Aufzeichnung einer Ringvorlesung der FU Berlin mit Adobe Connect (mit Teilnehmenden vor Ort)
  • Vielleicht noch eine Appetit-Veranstaltung der FDL hinzufügen?

Role-Play Video/Video Demonstration/Videographie

Didaktisch

Im Rahmen ihrer Ausbildung haben Studierende oftmals den Auftrag kürzere Videosequenzen aufzunehmen. Dies können typische Beratungssituationen oder Rollenspiele sein, Situationen in der schulischen Praxis, Aufnahmen von sich selbst, die zur späteren Auswertung und Reflexion (z.B. innerhalb einer ethnografischen Videoanalyse) aufgenommen werden. Die didaktische Bedeutung bzw. die Reflexion des Inhaltes wird durch die Hochschullehrperson in den jeweiligen Kontext der Lehre gesetzt. Bitte weisen Sie die Studierenden/Weiterbildungsteilnehmenden auch immer auf das Themenfeld des Datenschutzes hin.

Technisch

Die heute gängigen mobilen Endgeräte wie Smartphones und Tablets haben qualitativ hochwertige Kameras integriert, mit welchen sich problemlos einzelne Videosequenzen aufzeichnen lassen. Es gibt zudem Halterungen für diese Geräte, die das Aufzeichnen erleichtern. Bei Aufzeichnungen, die im kleinen Rahmen stattfinden (bspw. Situation mit 2-3 sitzenden Personen) reicht das in diesen Geräten integrierte Mikrofon aus. Dabei sollte man sich stets vergewissern, dass das Gerät möglichst nahe bei den Personen platziert ist. Wenn die Nähe nicht möglich ist, sollte ein kabelloses Bluetooth-Mikrofon für die redende Person angeschlossen werden. Für die Aufzeichnung einzelner Situationen, die nicht weiter bearbeitet werden müssen, reicht die normale Kamerafunktion des Smartphones/Tablets aus. Müssen verschiedene Situationen aufgezeichnet und anschliessend zusammengeschnitten werden, empfiehlt sich die Nutzung eines entsprechenden Video-Editors wie bspw. die App iMovie für iOS oder WeVideo für Android. Mit Hilfe dieser Apps lassen sich Videos recht einfach schneiden und bearbeiten, indem bspw. Musik, Untertitel oder Kommentare unterlegt werden.

Videos publizieren mit SWITCHtube

Die Dateigrösse von Videos ist nicht zu unterschätzen. Auch schon kürzere Videoaufnahmen können mehrere 100 MB gross sein. Dies erschwert den Austausch von Videodateien.
SWITCHtube ist eine Plattform für Hochschulangehörige, um Videos aus Lehre und Forschung hochzuladen und weiterzugeben. Überdies können grössere Dateien auch via SWITCHfilesender von Person zu Person ausgetauscht werden. Im Gegensatz zu bekannten Videoplattformen erlaubt SWITCHtube eine Abstufung von Zugriffsrechten und Nutzungs- respektive Urheberrechten. Wichtig für die FHNW ist weiter, dass Aufzeichnungen auf einem schweizerischen Server gespeichert sind. Informationen und Hinweise dazu finden Sie auf dieser Website, zudem sind auf SWITCHtube selbst Videos mit Anleitungen zur Nutzung zu finden. Ein Whitepaper bietet zudem nützliche Informationen und eine Checkliste, worauf beim Aufzeichnen von Vorlesungen zu achten ist.

In der Regel stellen Studierende, die im Rahmen der Lehre erstellten Videos/Filme, mindestens dem/der Hochschullehrenden (als Produktabgabe im Rahmen der Leistungsbeurteilung beispielsweise) oder der gesamten Gruppe (z.B. zum gegenseitigen Kommentieren) zur Verfügung. Alle Hochschulangehörige können Videos auf SWITCHtube in eigenen Channels ablegen.

Zentral bei der Publikation von Videos, ist die Angabe von Zugriffs- und Nutzungsrechten. Überdies sind die Studierenden darauf hinzuweisen, dass die Videos ggf. nicht weiter publiziert werden dürfen. Bei Videos, die öffentlich publiziert werden, ist auf die entsprechenden Lizenzbedingungen zu achten, wenn beispielsweise Fotos auf Präsentationsfolien abgebildet sind. Auch sind in jedem Falle Einwilligungserklärungen der gefilmten Personen einzuholen. Diese müssen im Sinne des Persönlichkeitsrechtes darüber informiert werden, wie und zu welchem Zweck die Aufnahmen verwendet werden. Minderjährige unterliegen einem besonderen Persönlichkeitsschutz, hier ist immer die Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten einzuholen.

Auf unserer Webseite zum Thema Medien und Recht finden Sie weitere Informationen und Links. Zu SWITCHtubes Einstellungsmöglichkeiten von Rechten finden Sie hier einen Screencast von uns.

Alle Arten von Aufzeichnungen, die in der Lehre als Lerngegenstand eingesetzt werden, sollten in die entsprechende Lehr- und Lernumgebung der Hochschule integriert werden. Das LMS Moodle der FHNW bietet für deren Einbindung die idealen Voraussetzungen. Upload und Einbettung in Moodle oder andere Webseiten lässt sich mit SWITCHtube einfach realisieren. Die Plattform kann zudem genutzt werden um ein Video mit weiteren Informationen zu versehen oder um ein Video zu kommentieren. Somit ist für die Studierenden der rote Faden gut sichtbar und ihr Lernprozess wird optimal unterstützt. Auch hier sollten Sie den Studierenden/Weiterbildungsteilnehmenden die rechtlichen Aspekte und Verhaltensweisen klar kommunizieren.

Weiterführende Links und Anleitungen

SWITCHcast

SWITCHcast ist eine Online-Plattform und Software-Lösung für die Erstellung und Bereitstellung von Videos, insbesondere von E-Lectures. Diese können auf der Videopublikationsplattform SWITCHtube veröffentlicht werden. Sowohl auf SWITCHcast als auch auf SWITCHtube können die Zugriffs- und Nutzungsrechte spezifisch angepasst werden.
Weitere Informationen zu Lecture Recorings finden Sie auf der Plattform Lehre und bei der Beschreibung des Lecture Recording Raumes in Brugg-Windisch.

SWITCHcast Annotate!

SWITCHcast Annotate! ist eine Erweiterung von SWITCHcast. Die Arbeitsumgebung erlaubt es, direkt im Zeitstrahl des Videos Freitext-Annotationen (Anmerkungen) zu platzieren. Alle Notizen, die man zu einem Video macht, sind in einem ersten Schritt privat (nur für die Ersteller*in), können aber jederzeit für alle, welche die entsprechenden Rechte in diesem Kanal haben, publiziert werden. Als Hochschullehrende*r können Sie beispielsweise kollaborative Aufgaben definieren, da sich Notizen wiederum kommentieren lassen.

Ausserdem ist es möglich, strukturierte Annotationen bereitzustellen, oder als User eigene zu kreieren, die dann wie Etiketten am Zeitstrahl des Videos erscheinen. Eine Loop-Funktion (Dauerschleife) ist auch vorhanden, so dass man ein frei einstellbares Zeitfenster immer wieder anschauen kann, um beispielweise Transkripte zu erstellen.

Annotate! ist besonders gut geeignet für die Reflexion von aufgezeichnetem Material, zum Beispiel zur Analyse von Unterrichtssequenzen. Darüber hinaus existieren viele weitere Anwendungsbeispiele wie die Untersuchung von Rollenspielen, Beratungssituationen, Interviews etc.

Mehr dazu erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Lernen

Lernen und Reflektieren. Lernen ist heute vielfach durch die Möglichkeiten der sozialen Medien geprägt und findet partizipativ, kollaborativ, sozial und vernetzt statt. Neben dem Aspekt der Vernetzung spielt aber auch das Dokumentieren und Reflektieren der persönlichen Lernprozesse eine wichtige Rolle. Als Mitarbeiter*innen der FHNW stehen uns eine Reihe videobasierter Ressourcen für das eigene Lernen zur Verfügung, von welchen einige unten aufgeführt sind. Diese Ressourcen können, neben der Nutzung für das eigenen Lernen, gleichzeitig auch die Reflexion des Themas Video in der Lehre anregen.

Lernfilme

Khan Academy

Das nicht-kommerzielle Portal enthält über 4000 Lehrfilme (Videos für Unter- bis Mittelstufe) aus den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte und Wirtschaft. Eine offizielle deutsche Version der Khan Academy sollte ab Sommer 2016 zur Verfügung stehen.
Website (deutsche) Khan Academy: de.khanacademy.org

LinkedIn (vormals Lynda)

Angehörigen der FHNW steht mit Lynda ein grosses Angebot an Online-Lernvideos zu verschiedensten Themen kostenlos zur Verfügung.

Erklärvideos

Explainity

Die kurzen Videos sind mit der Legetechnik erstellt erklären leicht verständlich und in einfacher Aufmachung aktuelle Themen aus Wirtschaft und Politik.
Youtube-Kanal Explainity: www.youtube.com/user/explainity

Edeos

Kostenlose Erklärvideos zu komplexen Themen aus Politik und Naturwissenschaften.
Übersicht: edeos.org/downloads-erklaervideos-unterrichtsmaterialien/